FSV Ortsgruppe Muggendorf seit 70 Jahren im Hauptverein
Wie wollen wir unseren Heimatort Muggendorf schöner und lebenswerter machen?
Diese Frage stellten sich schon Generationen vor uns.
So bemerkt etwa Goldfuß in seinem Werk „Die Umgebungen von Muggendorf"
im Jahr 1810:
Klein und unansehnlich ist dieser Ort...
Es sind noch schriftliche Dokumente erhalten in denen die Mitglieder der damaligen Verschönerungs Komission Muggendorf
am 25. Mai 1879 – also bereits vor 140 Jahren - beschlossen:
* die Taxen der Badeanstalt bei 25 Pfennigen zu belassen
* die Straßenbeleuchtung wieder dem Schuhmacher Schober übertragen werden soll ...
Auch die erwähnten Namen der Mitglieder dieser Kommission finden sich noch heute im Ort:
exemplarisch: damaliger Bürgermeister Pöhlmann (vgl. Bgm. Paul Pöhlmann etwa hundert Jahre später).
Doch schon aus dem Jahre 1875 existiert eine Anweisung des Kgl. Bezirksamtes Ebermannstadt, dass es außerdem dringend notwendig ist, dass nunmehr im Markt Muggendorf Straßen und Gräben gereinigt werden, sowie der Brunnen gesäubert wird – überhaupt alles geschieht, was der Reinlichkeit und Sauberkeit zur Bequemlichkeit des Verkehrs dient.
Die Verschönerungs Komission Muggendorf geht 1905 über in den neu gegründeten Verschönerungsverein Muggendorf der bis 1936 bestehen wird.
Das Protokollbuch von 1905 (Gründung 13.12.1905 mit 16 Gründungsmitgliedern) bis zur Auflösung des Verschönerungsvereins am 11.12.1936 ist erhalten.
Eine Zusammenarbeit mit dem FSV wird eingegangen und man beginnt im Rahmen dieser Zusammenarbeit Wanderwege zu markieren, wie z.B. 1907 die Strecke von Bayreuth zum Wichsenstein – über Muggendorf -. Für die Herstellung (Markierung) dieses Wegeabschnittes im Muggendorfer Bereich (ca. 11km) wurden vom Fränkische Schweiz Verein 20 M liquidiert.
In den folgenden Jahren werden Wege im unmittelbaren Ortsumfeld gerichtet, Bänke aufgestellt, Aussichtspunkte zugänglich gemacht und mit Fahnen ausgestattet, Werbeplakate erstellt und auch die Kurtaxe wird vom Verschönerungsverein eingetrieben.
1909 wird mit den Planungen für das Waldschwimmbad begonnen. Für den Bau des Bades wird das Vermögen des einstmaligen Turmbauvereines übernommen.
1911 wird der Halteplatz des Elektromobils am Marktplatz erwähnt – 108 Jahre später sind wir wieder so weit und halten Elektromobilität für etwas gewaltig Neues. Schon damals bestand ein Linienverkehr Muggendorf – Ebermannstadt mit Elektrobus!
Am 27. Juni 1911 wird der „Corporative Eintritt" des Verschönerungsvereins zum Fränkische-Schweiz-Verein beschlossen ( mit einem Beitrag von 10.- Mark).
1919 – vor genau einhundert Jahren - wird beschlossen, dass ein Beitrag zum Fränkische Schweiz Verein nicht mehr bezahlt werden soll.
1922 betrug die Zahl der gemeldeten kurtaxpflichtigen Gäste in Muggendorf 889.
1929 wird dokumentiert:
Die Markierung in den Händen des Herrn Mühlhäußer arbeitete 1928 sehr gut und wurde von allen Fremden bestens anerkannt.
Unser Entschluss, abweichend von den Vorschriften des Fränk. Schweiz Vereins in unseren bunten Farben zu arbeiten, zeigt sich als richtig in der Praxis und wird in diesem Sinne fortgefahren ...
1930 ist die Asphaltierung Muggendorfs fertig – eine Wohltat für den Ort. Der unschöne Graben ab Hotel Stern bis unter Gasthaus Wehrfritz am Hirtenhaus soll zugelegt werden. Wer die recht üblen Ausdünstungen des Grabens kennt, wird wohl von der Berechtigung des Antrages überzeugt sein ...
1933 soll der Beitrag des Verschönerungsvereins zum FSV auf das Mindestmaß beschränkt werden „zugunsten desjenigen an dem für uns wichtigeren Verkehrsverband Nordbayern in Nürnberg".
1934 wird die Errichtung einer Paddelbootslände unter der Brücke beschlossen.
Am 11. Dezember 1936 findet eine außerordentliche Sitzung des Verkehrsvereins im Gasthof Feiler statt.
Hier enden die Aufzeichnungen im Protokollbuch.
Am 5. Juli 1947 erfolgt auf Initiative von Landrat Eberhard (Ebermannstadt) die Wiedergründung des FSV – Hauptvereines im Parkhotel (heute Rathaus) in Muggendorf.
1. Vorsitzender wird der Gastronom der Pulvermühle Johann Bezold.
Der Tourismus liegt am Boden – zu den 33.000 Einwohnern des Landkreises Ebermannstadt kommen 11.000 Kriegsflüchtlinge hinzu, die auch in den Beherbergungsbetrieben untergebracht sind. Auch die Verpflegungssituation für sämtliche Einwohner ist schwierig – wie soll da der Fremdenverkehr wieder aufgebaut werden?
Die Regierung von Oberfranken verspricht Unterstützung in dieser sehr schwierigen Zeit, in der es an Allem mangelt - und so wird die erste Geschäftsstelle des FSV Hauptvereines in Muggendorf unter der Leitung von Heinrich Uhl (Muggendorf) und dem Kassier Hummel (ebenfalls Muggendorf) eingerichtet.
Die Hotels sind belegt, die Wirtschaft liegt am Boden und die Bahn ist heruntergewirtschaftet.
Die umliegenden Städte sind zerstört. Um sich seelische Kräfte und Zuversicht zu holen, bietet sich für die Stadtbevölkerung ein Besuch in der Natur der Fränkischen Schweiz – quasi vor den Stadtgrenzen - an. Der Fremdenverkehr bleibt jedoch weiter stark eingeschränkt.
Der Fränkische-Schweiz-Verein ist also 1947 wieder neu gegründet und knapp zwei Jahre später – am Dienstag, dem 10. Mai 1949 - wird die FSV - Ortsgruppe Muggendorf gegründet.
Hierzu berichtet der Fränkische Tag in seiner Ausgabe vom Samstag 14. Mai 1949:
Fränkischer-Schweiz-Verein
Am Dienstag fand im Gasthof „Zur Schwane" (heute 2019 - Markt-Apotheke) die Gründungsversammlung der Ortsgruppe Muggendorf des „Fränkische-Schweiz-Vereins" statt.
Nachdem dessen rühriger Geschäftsführer, Rechtsrat a.D. Heinrich Uhl, auf die Tradition des Marktes Muggendorf als ältesten Kurort der Fränkischen Schweiz hingewiesen hatte, ersuchte er die Anwesenden, in dieser Notzeit in Zusammenarbeit mit der Gemeinde bei der Ortsverschönerung, beim Ausbau der Wege, bei der Markierung usw. tatkräftig mitzuwirken.
Muggendorf trotz mannigfacher Hindernisse wieder zu einem führenden Kurort Nordbayerns zu machen, sei in erster Linie Sinn und Zweck der örtlichen Vereinsgründung.
Nach vorhergegangener Debatte wurde der prakt. Arzt Dr. Werner König zum 1. und Hans Sponsel zum 2. Vorstand gewählt, als Schriftführer Heinrich Barthelmeß, als Kassier Hans Spörl und als Markierungswart Paul Brendel.
Bedauerlich, dass die Leute, die aus der Arbeit des Vereins vornehmlich Nutzen ziehen, so spärlich vertreten waren, die Spitze der Gemeindebehörde überhaupt unsichtbar blieb.
Erfreulich war auf der anderen Seite die Tatsache, dass die Jugend durch ihre Anwesenheit den Willen zu aktiver Mitarbeit bekundete.
41 zahlende Mitglieder listet die erste Beitragsliste (Beleg No. 1 von 1949) auf. Der Mitgliedsbeitrag betrug damals pro Jahr 3,00 DM.
In den vergangenen 70 Jahren wurde unsere Ortsgruppe geführt von:
1949 Dr. Werner König
1965 Karl Strigl
1966 Dr. Erwin Rieger
1972 bis 2015 Adolf Wunder
seit 2015 Jürgen Simon
Die für unseren Verein wohl fruchtbarste Phase war die 42 jährige Amtszeit unseres Ehrenvorsitzenden (verliehen 2015) Adolf Wunder, der mit 33 Jahren 1972 das Amt des 1. Vorsitzenden der Ortsgruppe übernahm.
Während dieser Zeit wurde das Wanderwegenetz der Ortsgruppe komplett neu beschildert, mit eichernen Wegweiserpfosten bestückt, sämtliche Treppen, inklusive Eichenholzgeländern, erneuert, das Vereinshaus am alten Schwimmbad erbaut (1984), die Aussichtspunkte, sowie die Riesenburg mit Edelstahlgeländern versehen, Eichenholzgeländer oberhalb der Riesenburg und am Fischersteig an Stelle der alten Geländer eingebaut, die Holzbrücke am langen Tal neu errichtet, der Rundwanderweg schwarzer Ring in Wüstenstein, inkl. Edelstahlgeländer am Glockenfelsen neu geschaffen, die Neideck – Grotte saniert und mit Geländern aus massivem Eichenholz ausgestattet, der Schönblick in Streitberg mit Edelstahlgeländer versehen, die Skilifthütte erbaut, die Geländer zur Oswaldhöhle/Felsensteig, im alten Graben und zum Brunhildenstein mit dem beständigen Eichenholz erneuert, ein vereinseigener Deutz-Traktor (Bj 1957) angeschafft und nebenbei bei diversen Felsfreilegungen die Ruinen Neideck und Streitburg, sowie Frauenstein, Brunhildenstein, Koppenburg und Schwingbogen entbuscht.
Ein wahrlich gewaltiges Pensum, das Adolf Wunder da mit seinen Helfern (u.a. mit Heiner Pöhlmann, Gerhard Wolf, Thomas Hübsch, Kurt Distler,
Richard Sebald, Rudi Röder, Erwin Neubauer, Ferdinand Brütting Gerhard Vogel und vielen anderen fleißigen Helfern) abgearbeitet hat.
Das Wanderzentrum Muggendorf mit seinem schwierigen und oft steilen Gelände, den vielen Höhlen und ausgebauten Aussichtspunkten ist so
wieder zum Vorzeige - Zentrum für Erholungssuchende geworden.
Das Naturpark Info Zentrum im alten Bahnhof wertet das Wandergebiet Muggendorf seit dem Jahr 2014 auf.
Im digitalen Zeitalter wurde das komplette Wegenetz von Robert Stein ab dem Jahr 2015 auf der vereinseigenen Seite www.fsv-muggendorf.de erfasst und sämtliche Wanderwege in einer Weise dargestellt, dass auch ein „virtuelles" Wandern auf unseren Wegen möglich ist.
Unmengen an Bildern und touristisch aufgearbeiteten Informationen füllen diese Seiten, die nun Jedermann rund um die Uhr abrufen kann und die durch unser schönes Wandergebiet leiten und begleiten.
Jürgen Simon zum 10. Mai 2019