Zur Chronik der OG Pottenstein
Über die Gründung einer Ortsgruppe des FSV in Pottenstein vor dem 1. Weltkrieg ist leider kein Dokument vorhanden, obgleich bekannt ist, dass durch die Anregung der Gründer des Hauptvereins, Pfarrer Johannes Tremel und Arzt Dr. August Deppisch, noch 1901 in Pottenstein eine „Obmannschaft” unter Führung des Pottensteiner Rektors Kotschenreuther gebildet wurde. Diesem Beispiel folgten dann 1902 Pegnitz, Bronn, Betzenstein und Gößweinstein. Bayreuth, Bamberg, Nürnberg und Erlangen kamen 1904 dazu, und 1912 werden auch Behringersmühle, Forchheim, Fürth, Gräfenberg, Kulmbach, Waischenfeld, aber auch Würzburg und Merseburg als Ortsgruppen aufgezählt. Die Saat im Wirkungskreis des Pottensteiners Dr. Deppisch, der erster Hauptvorsitzender des Gesamtvereins war, schien also aufgegangen. 1908, kurz vor seinem Weggang, hatte er noch die besondere Ehre, Prinz Ludwig von Bayern in Bamberg, dann aber auch bei einer Rundfahrt durch die Fränkische Schweiz in Pottenstein begrüßen zu dürfen. Dabei schilderte er ein Märchenbild, nämlich „Dornröschen, das ein gar lieber Prinz wachgeküsst habe” und „das schöne Städtchen Pottenstein in jeder Weise noch viel größere Beachtung verdiene.” Leider war der so poetisch begrüßte Märchenprinz, der spätere letzte glücklose König Ludwig III., damals bereits 63 Jahre alt.
Eine Zeit des Wechsels aber auch eine wechselvolle Zeit brach an. Noch 1908 wurde Dr. Deppisch vom Muggendorfer Arzt Dr. Schauwienold als Vorsitzender des FSV abgelöst. Aber auch Dr. Schauwienold hatte gute Verbindung nach Pottenstein, entstammte doch seine 1898 geheiratete Frau aus dem Anwesen Helldörfer in Siegmannsbrunn nahe Pottenstein. Mit Kriegsausbruch 1914 stand jegliches Vereinsleben zurück und es traten Alltagssorgen in den Vordergrund. Ende 1915 verstummte mit der Nordbayerischen Touristenzeitung auch die wichtigste Nachrichtenquelle für die ersten beiden Jahrzehnte des Vereins. Nach dem Ende des Krieges beginnt dann auf Hauptvereinsebene mit Hans Hertlein aus Streitberg als neuem Vorsitzenden aber auch auf Ebene des Heimatvereins Pottenstein eine Neuzeit und eine Neuordnung. Am 19. Dezember 1919 traten im Völker'schen Gasthaus in Pottenstein einige wenige heimat- und geschichtsliebende Männer zusammen, um „im uralten Jurastädtchen Pottenstein, das so eine interessante naturgeschichtliche, vorgeschichtliche und historische Vergangenheit besitzt”, einen Heimatverein zu gründen. Die Gründer waren Freiherr Artur von Guttenberg, Pfarrer Albert aus Elbersberg, Finanzobersekretär Stöcker und F. Max Näbe. Unter reger Anteilnahme der gesamten Bürgerschaft und mit tatkräftigem Beistand des „Historischen Vereins Bamberg” festigte sich der HVP Zusehens. Sein Hauptziel war die Wiedererweckung und Pflege der Liebe zur Heimat. Von den ersten zehn Vereinsjahren wird berichtet, dass über 90 Vorträge angeboten wurden mit Themen wie „Alte Steinkreuze”, „Der vorgeschichtliche Mensch”, „Alpenpflanzen im Jura”, „Volksaberglaube”, „Kirchliche Kunstgeschichte”, „Frühsommerpflanzen des Jura”, „Der fränkische Landschaftsmaler Albrecht Dürer”, „Dorfsiedlungsformen”, „Die heimische Vogelwelt”, „Die Stadtbefestigung von Pottenstein”, „Die Preußen in Pottenstein 1866”, „Reptilien”, „Farbiger Hausanstrich”, „Der Lindenhardter Altar”, „Höhlengeschichte” und viele andere Themen. Vortragende waren Lokalforscher, Fachgelehrte, Universitätsprofessoren und „Herren vom Landesamt”. Nebenbei entstand eine Bücherei für Heimatforscher.
Das Heimatmuseum wurde durch den Heimatverein aufgebaut und 1929 „ohne jedes derzeitiges Geldopfer in den Besitz der Stadt Pottenstein übertragen, um damit vor der Gefahr einer späteren Zerstreuung zu schützen!” Welche dunklen Ahnungen hatte man wohl damals? Die Mitgliederzahl des HVP stand seinerzeit bei 80 Personen. Sie sollte sich auch während der langen Vorstandschaft von F. Max Nabe (1919 bis 1945) nicht wesentlich verändern. Max Nabe war wohl einer der verdientesten Männer dieser Zeit und Motor auf allen kulturellen Ebenen der Heimatarbeit. In diesem Zusammenhang sei nur an das von ihm geschriebene und inszenierte historische Theaterspiel „Der Schmied von Pottenstein” erinnert, welches 1920 erstmals aufgeführt wurde und heute noch in der Erinnerung fortlebt. Im Jahre 1945 starb F. Max Näbe, und mit ihm erlosch auch für fast drei Jahre die Arbeit des Heimatvereins Pottenstein. Kein Wunder, angesichts der schweren Zeit für die Bevölkerung in diesen ersten Nachkriegsjahren.
Im Januar 1948 war es Heiner Krug der die Herren Krumpholz, Meuche, Dr. Brunner, Böhm und Heß davon überzeugte, wieder eine „Natur- und Heimatkunde- Gemeinschaft” in Pottenstein gründen zu wollen. Ein erstes Treffen fand am 22. Januar 1948 in Koll's Gastwirtschaft statt, und ab sofort wurden wieder Vorträge, Unterhaltungsabende und Exkursionen abgehalten, welche reges Interesse an der „Gemeinschaft” entwickelten und so „im August 1948 der Gedanke aufkam, den vor vielen Jahren von Max Nabe gegründeten Heimatverein wieder neu gründen zu wollen”. Am 28. August 1948 wurde sodann im Gasthaus Wagner (jetzt Bruckmayer) durch 42 Personen unter der Versammlungsleitung von Dr. Amandus Deinzer, Herr Heiner Krug zum 1. Vorsitzenden und Dr. Georg Brunner zu seinem Stellvertreter gewählt und dies als Gründungsversammlung statuiert. Die Vereinsfinanzen eröffnete an diesem Tag Dr. Amandus Deinzer mit einer Geldspende von 30,- DM.
Die Eintragung ins Vereinsregister beim Amtsgericht Pegnitz wurde in der Vorstandssitzung vom 28. September 1948 veranlasst. Fast wöchentlich wurde durch Vorträge und Unterhaltungsabende meist mit über 130 Teilnehmern die Vereinsarbeit betrieben. Mit Vertrag vom 27. September 1949 wurde das „Benutzungsrecht der Schutzhütte Sängerhäuschen” der Bergwachtgruppe Pottenstein eingeräumt. Am 2. Oktober 1949 wurde Heiner Krug wieder gewählt und Dr. Amandus Deinzer zu seinem Vertreter bestimmt. Ab 29. Oktober 1950 übernahm Dr. Deinzer den Vorsitz und wurde zunächst durch Apotheker Reynders später von Berthold Will, Hans Dippold und schließlich Heinz Nabe vertreten.
Ab 3. Oktober 1954 führte für ein Jahr Hauptlehrer Berthold Will den Verein als Vorsitzender, da Dr. Deinzer mit Wehmut aus beruflichen Gründen nach Gößweinstein verzog. Dort lebt er noch heute, zeigt immer noch reges Interesse am heimatlichen Geschehen und ist mit Recht in die Reihe der ganz großen Heimatfreunde zu stellen. Am 23. Oktober 1955 übernahm das Amt des Vorsitzenden wieder Heiner Krug, der bei seiner Arbeit sehr auf die Bergwacht Pottenstein mit ihrer neuen Hütte an der Prüllsleite setzte. Engste Kontakte bestanden ab dieser Zeit zum Heimatverein Betzenstein mit dessen treibender Kraft Dr. Anton Buchner. Am 4. Mai 1958 wurden bei einem Ehrenabend im Gasthof Wagner die „vier treuesten Pioniere” als Ehrenmitglieder gewürdigt: Prof. Dr. Ing. Hans Brand, Dr. h.c. Georg Brunner, Geistlicher Rat Michael Schmitt und Kunstbildhauer Hans Donhardt. Zum Ehrenvorsitzenden erhoben, trat am 19. Dezember 1965 Heiner Krug aus gesundheitlichen Gründen von der Vereinsbühne ab.
Ihm folgte ab diesem Tag Richard Endreß. Heiner Krug verstarb im Januar 1966. 24 Jahre lang bis zum 8. Juni 1990 führte Richard Endreß den Verein. Unter seiner Leitung stand 1981 der 6. Heimattag des Fränkische Schweiz-Vereins in Pottenstein. Und so schließt sich der Kreis hin zum Beginn dieser kurzen und keineswegs auf Vollständigkeit Anspruch erhebenden Biographie des HVP Pottenstein. Folgende Namen, wenn auch nicht besonders beleuchtet, sollen aus dem Zeitabschnitt 1920 bis 1980 doch wenigstens noch zusätzlich benannt werden: Emil Riedl, Franz Kempf, Ludwig Haber, Apotheker Strelin, Georg Engelhardt, Richard Engelhardt, Hans Merz, Karl Klubert, Karl Gebhardt, Hans Haber, Grete Brunner, Robert Bauernschmitt.
Seit 10 Jahren ist Heiner Plank jetzt Vorsitzender des HVP, und er kann mit Recht auf diese geschichtsträchtige Gemeinschaft stolz sein. Ein besonderer „Höhepunkt” war im Jahre 1999,genau 50 Jahre nach Überlassung des „Sängerhäuschens” durch den Heimatverein an die Bergwacht, der Neubau dieser Schutzhütte durch die Bergwacht, deren „Chef” Heiner Plank ebenfalls ist.
Wie die Gemeinschaft des Fränkische Schweiz -Vereins beweisen auch die Ortsgruppen immer wieder neue Vitalität und stellen sich kommenden neuen Problemen. Aber auch die Arbeit der vorherigen Generationen sollte gewürdigt und hoch genug geschätzt werden.
Aus: Heiner Plank über die Geschichte der OG Pottenstein. Veröffentlicht in der Festschrift zum 18. Heimattag des FSV, verbunden mit der 100-Jahrfeier des FSV in Pottenstein, Juli 2001