Bauen und Gestalten in der Fränkischen Schweiz

(Karl Theiler)

Bei einer FSV- Zeitschrift, welche dem Bauen und Gestalten gewidmet ist, soll man auch an die Gründerzeit des Arbeitskreises erinnern. Blickt man zurück, so können wir ehrlichen Herzens sagen, es war für die Fränkische Schweiz ein wertvolles Arbeitsgebiet, das 1973 ins Leben gerufen wurde. Die Nachkriegszeit brachte besonders durch die vielen Evakuierten und Flüchtlinge wesentliche Veränderungen in die Fränkische Schweiz. Überall wurde modernisiert, selbst in den kleinsten Dörfern. Dort wurde bei Neubauten überhaupt keine Rücksicht auf den Altbestand genommen. Es wurden neue Häuser gebaut, die das Dorfensemble oft völlig verändert haben. Mitglieder des Fränkische- Schweiz- Vereins machten sich Gedanken, wie man diesen Modernisierungsideen Einhalt gebieten könnte.

Unter der Leitung vom damaligen Kulturausschussvorsitzenden Fritz Preis trafen sich 1973 auf der Burg Pottenstein einige Heimatfreunde, um einen Arbeitskreis (damals hieß es Kuratorium) „Bauen und Gestalten“ aus der Taufe zu heben. Es wurden neun Punkte als Diskussionsgrundlage erarbeitet und den Mitgliedern des Fränkische-Schweiz-Vereins bei Neubauten empfohlen, diese Ideen bei den Planungen mit aufzunehmen. Eine Anregung zum Bauen der Gegenwart gab auch „Der Bauberater“, ein Werkblatt des Bayer. Landesvereins für Heimatpflege in München.

Diese Anregungen wurden von den Architekten positiv aufgenommen. „Fränkisches Bauen“ sollte den Bauwilligen ans Herz gelegt werden. Doch, was kann man als „Fränkisches Bauen“ bezeichnen, war die Streitfrage. Man hat sich deshalb im neugegründeten Arbeitskreis auf „Landschaftsgebundenes Bauen“ geeinigt.

Mit der Gründung des Arbeitskreises brach sich damals im FSV die Erkenntnis freie Bahn, dass die bauliche Fehlentwicklung in unseren Dörfern und Kleinstädten nicht weitergehen darf.

Freifrau von Pölnitz brachte neue Anregungen in den Arbeitskreis, wie man den Bauherren die Idee des „Landschaftsgebundenen Bauens“ schmackhaft machen kann. Die Verleihung eines Schmuckziegels wäre bestimmt ein Anreiz.

Im Frühjahr 1975 wurden vom Arbeitskreis Richtlinien zur Schmuckziegelverleihung erarbeitet. Diese sollten als Auszeichnung für Neubauten, der Landschaft angepasstes Bauen sowie für An- und Erweiterungsbauten vergeben werden. Gelungene Restaurierungsarbeiten sollten mit einer Urkunde bedacht werden.

Es war keine leichte Arbeit, welche die Mitglieder des Arbeitskreises „Bauen und Gestalten“ übernommen haben. Viele Anträge lagen vor, die Auswahl war sehr schwierig. Es mussten sehr viele Besichtigungsfahrten vorgenommen werden. Trotz der Schwierigkeiten konnte eine gute Wahl getroffen werden.

In festlichem Rahmen und in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste nahm der Vorsitzende des Kulturausschusses, Fritz Preis die erste Verleihung des fränkischen Schmuckziegels für landschaftsgebundenes Bauen 1975 vor.

Die Veranstaltung wurde wunschgemäß auf den Geburtstag von Freifrau von Pölnitz, MdL am 17. November gelegt, die den Schmuckziegel gestiftet hatte und der von Harro Frey gestaltet worden ist.

Herr Preis erklärte, Baronin von Pölnitz habe mit der Stiftung des Schmuckziegels wichtige Akzente für Pflegearbeit gesetzt. Wer heimatbewusst baue und gestalte, soll auch eine Anerkennung erfahren. Der Schmuckziegel habe eine enge Beziehung zu Land und Boden.

Eines hatte der Arbeitskreis vom Anfang an festgestellt: Die Entwicklungen bei der Auswahl der Gebäude war nicht leicht. Die Mitglieder waren zunächst gebunden, nur solche Objekte zu bewerten, die zur Bewertung vorgelegt wurden. Der Rahmen der Beurteilung war klar umrissen. Die Landschaft, das Dorf und die Geschichte der Heimat waren feste Ausgangsbasen. Baugestalter sollten dies immer beachten.

Unsere Baronin von Pölnitz hatte nicht nur die Idee der Schmuckziegelverleihung, sondern sie hat auch seit der 1. Verleihung bis heute immer die nicht geringen Kosten übernommen, ob es nun die Schmuckziegel selbst waren oder die Urkunden und alles was mit den Verleihungsveranstaltungen zusammenhing.

Für diese großherzige Spende möchten wir unseren herzlichen Dank aussprechen. Wir schätzen aber auch ihren vielseitigen persönlichen Einsatz in all den Jahren, nicht nur für den Arbeitskreis „Bauen und Gestalten“, sondern auch auf vielen anderen Gebieten im FSV. Hier möchte ich nur an den Arbeitskreis „Frauentracht“ erinnern.

Unser besonderer Dank gilt aber auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Arbeitskreises, die in all den Jahren die nicht leichte Bewertung der gemeldeten Objekte vorgenommen haben. Man hat sich wichtige Kriterien gegeben, an die sich die Bewertungskommission halten muß.

Viele Details eines Neubaus werden in die Bewertung einbezogen. Es wird des öfteren festgestellt, dass ein Hausbauer ein wunderschönes Haus „landschaftsgebunden“ gebaut hat und mit einigen gravierenden Bauteilen wieder alles zerstört. Deshalb stehen die Damen und Herren der Kommission auch gerne zur Beratung zur Verfügung.

1986 wurde von Lorenz Bieger ein Bauberater „Fränkische Schweiz, Arbeitsblatt 1“ herausgegeben, welcher viele Anregungen zu einem Neubau gibt.

1990 kam dann ein Arbeitsblatt 2, welches von Hans-Peter Reck bearbeitet wurde; die Arbeitsblätter wurden von der Bayerischen Landesbausparkasse kostenlos gedruckt und können auch heute noch abgegeben werden.

Wir freuen uns, dass Herr Hofmann beim Bauamt im Landratsamt Forchheim diese Bauberater den Hausbauern zur Verfügung stellt und auf die vielen Anregungen hinweist.

Was wären aber die besten Arbeitskreise ohne tüchtige Leiter. Hier hat der Fränkische- Schweiz- Verein bisher immer Glück gehabt, angefangen von Fritz Preis und Walter Büttner über Hans-Peter Reck zum jetzigen Arbeitskreisleiter Gerhard Wittmann. Für diese selbstlose, zeitraubende ehrenamtliche Arbeit gebührt den Herren unser aller Dank und unsere Anerkennung.

Der Fränkische-Schweiz-Verein freut sich, dass die vielen Anregungen des Arbeitskreises Früchte tragen, dass ein Umdenken bei vielen Menschen erfolgt ist. Besonders erfreulich ist es auch, dass es noch Handwerker gibt, denen es ein Anliegen ist, unsere Ortschaften nicht zu uniformieren, sondern gut beraten und mit fachlich fundierter Arbeit verschönern. Erfreulich ist es auch, dass immer mehr Menschen sich alter gewachsener Ortsstrukturen besinnen und in liebevoller Weise die Heimat bewahren und erhalten. Wir wünschen nur, dass dieser Gedanke auch in Zukunft Früchte trägt.